Donnerstag, 30. Juni 2011

Rascal - Der Name ist Programm

"Der kam als erster raus", erklärte der Dosenöffner meiner Mama den beiden Frauen, die vor der Tür standen. "Das ist ein richtiger Racker." Das bewies ich auch gleich, indem ich mich nicht einfangen lassen wollte. Es klappte leider nicht. Die beiden Frauen - meine neuen Dosenöffner - schoben mich in einen Transportkorb und brachten mich in mein neues Zuhause. Den Weg verschlief ich. Als wir ankamen, kauerte ich mich ganz klein in die Ecke der Box zusammen. Ja, ich hatte Angst. An diesem Tag waren erst meine beiden kleinen Schwestern verschwunden, und dann verlor ich auch noch meine Mama! Wer hätte da keine Angst? Außerdem gab es schon zwei andere Vierbeiner bei meinen neuen Dosenöffnern. Die waren viel größer als ich! Ich habe sie erst einmal angefaucht, damit sie mir nicht zu nahe kamen.

Meine Dosenöffner kamen auch gleich ihrer Pflicht nach. Ich genoss ein ausgiebiges Mal auf Vivis Schoß und ließ mich dabei kraulen. Nach dem Essen suchten sie einen Namen für mich. Vivi fand, das 'Racker' ganz gut zu mir passte und hat einfach mal gegoogelt.
Dabei fand sie heraus, dass 'Racker' auf mindestens 16 Sprachen 'Rascal' heißt. Nämlich auf Afrikaans, Baskisch, Dänisch, Englisch, Gujarati, Irisch, Isländisch, Malaysisch, Maltesisch, Mazedonisch, Norwegisch, Schwedisch, Slowenisch, Suaheli, Telugu und Walisisch. Ich habe noch nicht herausgefunden, wo die Leute Gujarati oder Telugu sprechen, aber wir glauben dem allwissenden Google mal. Es verriet nämlich außerdem, dass es noch einige Sprachen gibt, die zwar eine andere Schrift haben, aber in denen die Bedeutung von 'Racker' in der Aussprache ganz ähnlich wie 'Rascal' klingt. Japanisch und Tamil, zum Beispiel. Fast die ganze Welt ist sich also einig, dass ich Rascal heiße.

Und während meine Frauchen den Namen suchten, erkundete ich mein neues Zuhause. Der Kratzbaum war das Wichtigste. Dort schlief ich in den nächsten Tagen. Ich spielte und jagte und startete von hier meinen Eroberungsfeldzug. Doch eins nach dem anderen. Oben auf dem Kratzbaum bekam ich auch mein Fressen. Das war besser so, denn unten lauerten Trixi und Xanadu, die beiden anderen Vierbeiner. Die sind beide schon ziemlich alt - mindestens Ur-ur-ur-ur-opa und Ur-ur-oma. Und weil da so viele Uren vor sind, haben die beiden von Kindern gar keine Ahnung mehr.

Xanadu ging ja noch. Eigentlich war er nur neugierig, kam immer mal schauen und ließ sich von unseren Dosenöffnern streicheln. Ich fauchte ihn trotzdem an. Ich meine, schaut doch mal hin! Er ist mindestens drei Mal so groß wie ich! Außerdem kam er immer, wenn ich gerade das Zimmer erkundete und nicht auf dem Kratzbaum war. Und er machte immer so gruselige Geräusche auf dem Boden! Tapp, tapp, tapp, tapp, tapp, tapp. Ganz schnell. Mit der Zeit gewöhnte ich mich allerdings an das Geräusch. Ich entdeckte vor allem Xanadus kleinen Schwanz, mit dem er immer so  lustig wedelte! Irgendwann fange ich den noch mal. Jedenfalls komme ich mit Xanadu inzwischen ganz gut aus.

Dabei hat vor allem Lykos geholfen. Der besuchte uns gleich an meinem ersten Wochenende und - ist der Riesig! Ganz im ernst - wenn Xanadu 3 mal größer ist als ich, dann ist Lykos 30 mal größer - mindestens! Aber auch den fauchte ich ordentlich an und vertrieb ihn immer wieder von meinem Kratzbaum; jedenfalls am ersten Tag. Am zweiten Tag war ich noch mutiger und wagte mich ins Wohnzimmer. Dabei fand ich heraus, dass Lykos zwar riesengroß ist, aber wenigstens zum Spielen zu gebrauchen war. Stundenlang spielten wir zusammen Verstecken. Ich kroch unter das Sofa und Lykos suchte mich. Natürlich schaute ich immer an einer anderen Ecke hervor. Wenn er mich fand, fauchte ich und schlug nach seiner Nase. Dann drehte er sich um und ich versteckte mich wieder. Sogar bis unter den Tisch wagte ich mich dabei! Wirklich, ich hoffe, dass Lykos uns bald wieder besuchen kommt. Xanadu ist nämlich viel zu alt fürs Versteckspiel.

Und Trixi? Pfff! Die ist dafür gar nicht zu gebrauchen. Ewig lang fauchte sie mich an, sobald sie mich sah, und ergriff die Flucht. Einerseits war das toll. Ich war so mutig und sie so eine Angstkatze. Immerhin ist sie viel, viel, viel größer als ich.
Andererseits war Lykos nicht mehr da. Zwar erkundete ich inzwischen die ganze Wohnung, es gab überall etwas zu entdecken und zu spielen, aber immer nur alleine spielen ist auf Dauer langweilig. Und mit Xanadu kann ich nicht spielen. Der hat mich einmal richtig böse angeknurrt, wo ich seinen Minni-Schwanz doch einmal erwischte.
Es dauerte wirklich lang, bis Trixi nicht mehr davon lief. Jedenfalls entdeckte ich, dass ihr Knurren eigentlich eine Aufforderung zum Spiel ist. Denn ihr Schwanz wackelt dabei noch viel lustiger als Xanadus. Mutig wie ich bin, wage ich mich jeden Tag näher heran. Es kann nicht mehr lange dauern, bis ich ihn erwische. Vielleicht spielt Trixi dann wenigstens Fangen mit mir.

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