Freitag, 3. April 2015

Kommunikation und Empathie

Facharbeit zur "Friedvollen Kommunikation" - Teil 3


In den letzten Wochen erfuhr ich, dass es Menschen gibt, die mit dem Begriff ‚Kommunikation‘ nichts anzufangen wissen. Das Wort kommt im täglichen Sprachgebrauch dieser Menschen nicht vor. Sie fühlen sich an eine Fach- oder Fremdsprache erinnert.
Tatsächlich fand ich auf der Suche nach einer passenden Definition des Wortes lediglich solche von Kommunikations-Schulungen, wie sie im Bereich der Wirtschaft und Unternehmensführung angeboten werden.
In einer völlig anderen Quelle fand ich überraschend eine Deutung des Wortes, wie sie zur Friedvollen Kommunikation passt:

Lass uns zunächst das Wort reden durch das Wort kommunizieren ersetzen. [...] Wenn wir versuchen, miteinander zu reden [...], werden wir sofort durch die unglaubliche Beschränktheit des Wortes eingeengt. Aus diesem Grund kommuniziere ich nicht nur mit Worten. [...] Meine üblichste Kommunikationsform ist das Gefühl.
Das Gefühl ist die Sprache der Seele. Wenn du wissen willst, was in bezug auf irgend etwas für dich wahr ist, dann achte darauf, was du fühlst. Gefühle sind manchmal schwer auszumachen - und sie anzuerkennen ist oft noch schwieriger. Doch in deinem tiefsten Gefühlen verborgen findet sich deine höchste Wahrheit. [...]
Ich kommuniziere auch über den Gedanken. [...] Bei der Kommunikation über [...] die geistige Vorstellung, die Idee, gebrauche ich oft Metaphern und Bilder. Aus diesem Grund sind Gedanken als Kommunikationsmittel häufig effektiver als bloße Worte.
Ergänzend zu den Gefühlen und Gedanken verwende ich auch als großartiges Kommunikationsmittel das Vehikel der Erfahrung.
Und wenn Gefühle, Gedanken und Erfahrungen sämtlich nichts fruchten, benutze ich schließlich Worte. Worte sind wirklich das am wenigsten effektive Kommunikationsmittel. Sie lassen sich leicht mißdeuten, werden oft falsch verstanden. [...] Sie sind nichts weiter als Äußerungen: Geräusche, die für Gefühle, Gedanken und Erfahrungen stehen. Sie sind Symbole, Zeichen, Erkennungszeichen.
WALSCH, NEALE DONALD „GESPRÄCHE MIT GOTT - EIN UNGEWÖHNLICHER DIALOG - BAND 1“ S. 20F.


Empathische Kommunikation mit Neugeborenen


Die Erläuterung nach Walsch, die dem Autor, laut seiner Aussage, von Gott in den Mund (oder in die den Stift führende Hand) gelegt wurde, könnte ebenso gut von jedem Neugeborenem auf dieser Welt stammen. Ein Baby (so wie jeder Mensch) kommuniziert zu jeder Zeit mit seiner Umwelt. Zusammen mit meinem Neffen Elia, der in der Zeit zur Welt kam, als ich mir Gedanken über das Thema der Fachklausur machte, erfuhr ich (von neuem?) was es bedeutet, auf die beschriebene Weise zu kommunizieren.
Da er sich noch nicht mit Worten verständigen kann, achte ich besonders darauf, was Elia fühlt. Ich beobachte seine Mimik und zunehmend auch seine Haltung und seine Gesten. Wenn ich mich bewusst mit ihm beschäftige, erkenne ich Elias Bedürfnisse, bevor er sie eindeutig durch Mimik, Gestik oder Geräusche ausdrückt. Wenn er sich mit mir in einem Raum befindet und unruhig wird, kann das viel bedeuten.
„Ich habe Hunger.“ - „Ich brauche Nähe.“ - „Ich möchte schlafen.“ - „Ich muss Pipi.“
Es klappt nicht jedes Mal, doch immer öfter nehme ich Elia auf den Arm und er jauchzt und lächelt. Oder ich beginne ein Schlaflied zu summen, worauf er ruhiger wird. Oder ich frage seine Mutter Beate (ohne zu wissen, wann Elia zuletzt gestillt wurde), ob er hungrig sein könnte, während sie selbst bereits ihre Beschäftigung beendet, um ihren Sohn zu stillen.

Ich bin sicher, solche und ähnliche Erfahrungen können alle Menschen berichten, die mit einem Säugling zusammen leben und sich auf das Kind einstellen - gleich ob es Eltern, Großeltern, Tanten, Onkel, Paten oder Pflegeeltern sind.
Hier wirkt deutlich sichtbar Empathie zwischen Neugeborenem und Erwachsenem. Doch scheint diese nicht mehr zu funktionieren, wenn das Kind älter wird und beginnt, Worte zu benutzen.


Gefühle erkennen und benennen


Ich ging 21 Jahre lang zur Schule bzw. zur Universität und ich kann mich nicht erinnern, dass mich jemals jemand gefragt hätte, wie ich mich fühle oder was ich brauche. Stattdessen lehrten sie mich Dinge wie ‚richtig‘ und ‚falsch‘, ‚gut‘ und ‚schlecht‘, um in ein System zu passen, das Menschen anhand dieser Standards bewertet.
Marschall B. Rosenberg - Entdecker der Gewaltfreien Kommunikation
GASCHLER, FRANK & GUNDI
„ICH WILL VERSTEHEN, WAS DU WIRKLICH BRAUCHST“ S. 9

Eines der grundlegenden Bedürfnisse eines jeden Menschen ist der Wunsch nach Verständnis. Wir können jedoch nur für jemanden Verständnis ausdrücken, wenn wir seine Gefühle begreifen und auch nennen können.
Vielen, insbesondere jungen Menschen fehlt oft das Vokabular um das auszudrücken, was sie selbst oder andere fühlen. Daher ist es sinnvoll, wenn vor allem ich, als Tagesmutter, meine Gefühle gegenüber den Kindern klar benenne.

Wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden, können folgende Gefühle auftreten:
angespannt, ängstlich, bekümmert, besorgt, einsam, entmutigt, enttäuscht, erschöpft, frustriert, gereizt, hilflos, hoffnungslos, lustlos, neidisch, nervös, ratlos, traurig, überlastet, unbehaglich, ungeduldig, unruhig, verärgert, verlegen, widerwillig, wütend

Wenn Bedürfnisse erfüllt werden, können folgende Gefühle auftreten:
angeregt, bewegt, begeistert, dankbar, energiegeladen, erfreut, erfüllt, erleichtert, erstaunt, fasziniert, frei, fröhlich, geborgen, gelassen, gerührt, hoffnungsvoll, inspiriert, lebendig, locker, motiviert, mutig, optimistisch, satt, selig, sicher, stolz, verliebt, vertrauensvoll, wohl, zufrieden, zuversichtlich


Das Thema „Emotionen“ während er Tagespflege


Neben alltäglichen Situationen, in denen Gefühle ganz bewusst genannt werden, gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, Kinder spielerisch für Emotionen zu sensibilisieren und ihr Vokabular zu erweitern. Bilderbücher, Bastelaktionen, Spiele, Gedichte und Lieder können dabei auf einander aufbauen und zusammen mit den Kindern erfunden werden.


Bilderbücher zum Thema „Emotionen“

In vielen Bilderbüchern sind die Gefühle der Figuren deutlich gezeichnet. Dies kann zu Gesprächen anregen. „Wie würdest du dich in dieser Situation fühlen? Warst du schon mal traurig / wütend / glücklich / etc.? Was ist da passiert?“ Zusätzlich gibt es Bücher direkt zum Thema, wie z.B. „Ich und meine Gefühle“ (Kreul, Holde).

Basteln und spielen zum Thema „Emotionen“

Karten, auf denen Gefühle bildlich dargestellt werden, können gerade bei kleinen Kindern hilfreich sein. Die Kinder können z.B. fotografiert werden, wenn sie Gefühle pantomimisch darstellen.
Die Fotos können, in verschiedenen Größen ausgedruckt, auch gleich für unterschiedliche Spiele genutzt werden, die die Kinder alle selber basteln können (z.B. Memory, Domino, Puzzle).
Ein Gefühlsbarometer oder Gefühlsmasken können gebastelt werden.
Auch auf Luftballons lassen sich (z.B. mit Fingerfarben) Gesichter malen, die Gefühle darstellen.
Neben den bereits genannten Spielen rund um die Gefühlskarten, regen alle Materialien auch zum Rollenspiel an. Im Rollenspiel, gerne auch mit Puppen und Stofftieren als Unterstützung, lassen sich viele Szenen rund ums Thema darstellen.
Bei dem Spiel „Gefühlspantomime“ stellt ein Kind mit dem ganzen Körper mimisch ein Gefühl dar, das die anderen Kinder erraten.
Auch mit einzelnen Körperteilen lassen sich Gefühle darstellen. „Sei doch mal nur mit dem Fuß / mit der Hand / mit dem Gesicht wütend / traurig / albern etc.“

Lieder und Musik zum Thema „Emotionen“


Das Lied von den Gefühlen
1. Wenn ich glücklich bin, weißt du was?
Ja, dann hüpf ich wie ein Laubfrosch durch das Gras.
Solche Sachen kommen mir so in den Sinn,
wenn ich glücklich bin, glücklich bin.
2. Wenn ich wütend bin, sag ich dir,
dann stampf und brüll ich wie ein Stier.
Solche Sachen kommen mir so in den Sinn,
wenn ich wütend bin, wütend bin.
3. Wenn ich albern bin, fällt mir ein,
ja dann quiek ich manchmal wie ein kleines Schwein.
Solche Sachen kommen mir so in den Sinn,
wenn ich albern bin, albern bin.
4. Wenn ich traurig bin, stell dir vor,
ja, dann heul ich wie ein Hofhund vor dem Tor.
Solche Sachen kommen mir so in den Sinn,
wenn ich traurig bin, traurig bin.
5. Wenn ich fröhlich bin, hör mal zu,
ja dann pfeif ich wie ein bunter Kakadu.
Solche Sachen kommen mir so in den Sinn,
wenn ich fröhlich bin, fröhlich bin.
(Verfasser: unbekannt | Quelle: www.kramundkrempel.de (auf YouTube zum anhören))

Einmal so und einmal so
1. Manchmal möcht ich ganz laut singen
und in alle Pfützen springen,
jeden grüßen, den ich seh,
tanzen, wo ich geh und steh.
Manchmal möcht ich mich verstecken,
irgendwo in dunklen Ecken,
niemand sehn und niemand hörn,
Das Thema „Emotionen“ während er Tagespflege - 11 -
und dann darf kein Mensch mich störn.
Ref.: Einmal so und einmal so,
heute traurig, morgen froh,
Rumpelstilzchen, Pechmarie –
wie es kommt, das weiß man nie.
Einmal so und einmal so
heute traurig, morgen froh,
doch auch aus dem tiefsten Tal
geht es aufwärts allemal.
2. Manchmal möcht ich nur noch lachen,
ganz verrückte Sachen machen,
singen ohne Unterlaß,
alles ist ein Riesenspaß.
Manchmal möcht ich ständig meckern,
alle Welt mit Senf bekleckern,
voller Ärger könnt ich schrein:
„Laßt mich alle mal allein!“
Ref.: ...

(Text: Mathias R. Schmidt | Musik: Stephen Janetzko | Verlag: © Edition SEEBÄRMusik Stephen Janetzko | Web: www.kinderlieder-und-mehr.de)

Dies sind nur ein paar Beispiele an Liedern zum Thema „Emotionen“. Interessant kann es sein, weitere Strophen oder neue Lieder zu Gefühlen zu erfinden.
Falls Musikinstrumente vorhanden sind, eigenen auch diese sich wunderbar, Gefühle darzustellen.

Wenn du magst, lies auch den Anfang und den Schluss:


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