Montag, 6. April 2015

Konfliktlösung: Positive Handlungssprache

Facharbeit zur "Friedvollen Kommunikation" - Teil 5


In einem Konflikt ist es nicht ausreichend, wenn alle sehen, was die jeweils anderen Beteiligten brauchen und fühlen. Der nächste und letzte Schritt ist eine Aktion, die die Bedürfnisse aller erfüllt. Hierfür ist es hilfreich, die geplante Strategie klar und eindeutig in gegenwartsbezogener, positiver Handlungssprache vorzubringen.
ROSENBERG, MARSHALL „DAS KÖNNEN WIR KLÄREN!“ S. 21


Handlungsstrategien

Während Bedürfnisse unspezifisch sind, beziehen sich Handlungsstrategien - in Form von Wünschen, Bitten, Sehnsüchten und „Lösungen“ - auf spezielle Menschen, die ganz spezifische Handlungen ausführen.
Um das Bedürfnis nach Hunger zu befriedigen, kann ich mir z.B. rasch ein Brot schmieren, etwas kochen, auswärts Essen gehen oder jemanden bitten, etwas zu kochen. Dies sind alles Strategien.

Insbesondere bei einem Konflikt, bei dem auf eine Lösung hingewirkt wird, mit der die Bedürfnisse aller Beteiligten erfüllt werden, ist es sinnvoll, aktive Handlungsstrategien zu benennen. Dies bedeutet, dass ich deutlich sage, was ich möchte, das mein Gegenüber tut.
Das Wort „zuhören“ z.B. ist kein Verb, das eine aktive Handlung ausdrückt. Wer zuhört ist passiv. Es ist sicher ein gängiger Wunsch zu sagen: „Ich möchte, dass du mir zuhörst.“, doch ist dies kein Weg ein Bedürfnis zu befriedigen. Die Formulierung „Bitte sag mir, was du gehört hast.“ lässt die andere Person aktiv werden. Zugleich lässt sich so überprüfen, ob das Gesagte auch so angekommen ist, wie es gemeint war. Das Bedürfnis nach Verständnis (verstanden werden) wird erfüllt.

Positive Sprache in der Konfliktlösung

Es nur respektvoll und einer Lösung förderlich, wenn das, was von einer anderen Person gewünscht wird, als Bitte vorgetragen wird. Weiterhin lässt eine solche Bitte ein „Nein“ als Antwort zu. Denn wenn eine Person „Nein“ sagt, wird mit der vorgeschlagenen Lösung ein Bedürfnis nicht erfüllt. Statt auf ein widerwilliges „Ja“ zu bestehen, ist es angebrachter, nach einer anderen Strategie zu suchen.

Aber ist dir aufgefallen, Sara, dass du nicht das bekommen konntest, was du wolltest, solange du darüber geredet hast, was du nicht wolltest? Aber als du anfingst, darüber zu reden, was du wolltest [...], da bekamst du es augenblicklich.
Die Eule Salomon
HICKS, ESTHER & JERRY
„SARA UND DIE EULE“ S. 55f.

Diesem Zitat aus dem Kinderbuch ist kaum noch etwas hinzuzufügen. Gerade bei einem Konflikt ist es hilfreich, dass zu benennen, was gewünscht wird und nicht das, was jemand nicht möchte.

Positive Sprache im Alltag

Wie helfen wir unseren (Tages-)Kindern aus der Spirale der „Macht über andere“-Sprache heraus? Oder besser: Wie vermeiden wir, dass Kinder eine solche Sprache und das dazu gehörende Verhalten entwickeln?
Am Einfachsten ist es, das vorzuleben, was wir erleben möchten und ebenso das, von dem wir wünschen, dass es unsere Kinder leben.
Am Einfachsten? Ganz bewusst hebe ich dies hervor, denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer dieses Vorleben für einen Erwachsenen ist, der mit einer solchen Macht-Sprache aufgewachsen ist - und das sind sicherlich die meisten von uns.

Wenn du über etwas sprichst oder an etwas denkst, das du nicht willst, nimmst du immer ein negatives Gefühl wahr - Wut, Enttäuschung, Verlegenheit, Schuld oder Angst. Dir geht es nicht gut, wenn du an etwas denkst, das du nicht willst.
Die Eule Salomon
HICKS, ESTHER & JERRY
„SARA UND DIE EULE“ S. 63

Positive Sprache in (Bilder-)Büchern

In unserem Haushalt achten wir sehr genau darauf, welche Bücher wir meinen Neffen Lutz und Elia vorlesen. Mir fällt kein einziges Buch für das Alter der Beiden (inzwischen 5J. und 2,5J.) ein, in dem Formulierungen, die zu dieser Macht-Sprache gehören, vollständig weggelassen wurden. Selbst in dem von mir (einst in der Originalfassung der Facharbeit) angehängtem Kinderbuch, in dem es explizit um Friedvolle Kommunikation geht, tauchen folgende Worte auf: ...ohne dass sie krank werden muss.
In dem Buch geht es darum, dass Sophie ihr kurzes, rotes Kleid anziehen möchte, doch ihr Vater ist dagegen, denn draußen schneit es. Das Mädchen möchte selbst entscheiden, was es anzieht und der Vater sorgt sich, dass seine Tochter krank wird. Sophie muss nicht krank werden. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass sie krank wird, wenn sie in einem dünnen Sommerkleid im Schnee spielen geht. Wir helfen uns, in dem wir gewöhnlich alle Bücher selbst lesen, ehe wir sie vorlesen, und die ungewünschten Sätze beim Lesen umformulieren.

Positive Sprache in Liedern

Auch in vielen Kinder- und Volksliedern ist die Macht-Sprache oder negative Sprache versteckt. Wir singen mit den Kindern Lieder, in deren Texten vorkommt, was sie nicht tun sollen oder was nicht geschehen soll, anstatt etwas, das gewünscht ist.
Auch solche Lieder reimen wir um. Hier zwei Beispiele:

Brüderchen komm tanz mit mir
Brüderchen komm tanz mit mir,
beide Hände reich ich dir.
Einmal hin, einmal her,
rundherum,
(das ist nicht schwer!) gefällt uns sehr!

Hopp, hopp, hopp
Hopp, hopp, hopp
Pferdchen lauf Galopp!
Über Stück und über Steine,
(aber brich dir nicht die Beine.) bitte lass die Beine heile.
Hopp, hopp, hopp
Pferdchen lauf Galopp!


Friedvolle Kommunikation zur Konfliktlösung


Die folgenden fünf Schritte können helfen, mittels der FVK Konflikte so zu lösen, dass alle Beteiligten zufrieden sind.
1) Ich drücke meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse aus.
2) Ich erkunde die Gefühle und Bedürfnisse aller Beteiligten, unabhängig davon, wie sie sich ausdrücken.
3) Ich überprüfe, ob die Bedürfnisse von allen Seiten so verstanden wurden, wie sie gemeint sind.
4) Ich bringe das Einfühlungsvermögen auf, die die Menschen brauchen, um dann selbst die Bedürfnisse anderer hören zu können.
5) Lösungen und Strategien werden in positiver Handlungssprache benannt.

Ein vollständiges Beispiel zu dieser Form der Konfliktlösung, wird in dem Buch „Sophie und das rote Kleid“ von Vilma Costetti und Monica Rinaldi vorgestellt. In einfachen Worten wird Kindern und Erwachsenen an Hand einer alltäglichen Situation der Umgang mit der Friedvollen Kommunikation gezeigt.

In dieser Reihe sind ebenfalls erschienen:
• „Sophie und das Gewitter“
• „Oskar hüpft auf dem Sofa“
• „Sophies Kuscheltag“
• „Oskars Märchenstunde“
• „Oskar und die Uhr“
• „Oskar, Papa und der Spinat“
• „Oskar am Strand“
• „Oskar, Sophie und die Spielzeugeisenbahn“

Wenn du magst, lies auch den Anfang:

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