"Meine Frau", korrigierte ich.
"Ah, ja, dann eben die." Und das Gespräch ging weiter.
Ich lächelte, still für mich, in mir drin und war - bin - froh, in dieser Gesellschaft leben zu dürfen.
Keine abwertenden Kommentare. Kein extra-betonendes Schönreden. Einfach eine Kenntnisnahme und weiter geht es im Leben.
Homosexualität ist keine Kuriosität mehr. Es ist nichts Schlechtes, das das mein Umfeld verteufelt, und auch nichts Gutes, das sie bejubeln müssten. Es ist normal, Alltag, gehört eben dazu. Wunderschön - und keine Selbstverständlichkeit!
Seit ich mit meiner Frau zusammenlebe, erfuhren wir nur selten anstößige Kritik. Ich erinnere mich an keinen einzigen Fall echter Homophobie. Zumindest nicht persönlich uns gegenüber.
Diskriminiert werden wir lediglich von der deutschen Gesetzgebung. Das wir offiziell nicht 'verheiratet' sondern 'verpartnert' sind, darüber kann ich noch hinwegsehen. (Auch wenn das Rechtschreibprogramm dieses Wort nicht kennt. Ob es inzwischen wohl im Duden steht? Neben 'Verpartnerung'? Was für ein gruseliges Wort!)
"Und wer hat bei euch Steuerklasse 3?", fragte mein Kollege im Gespräch.
"Niemand", lautete meine Antwort. "Wir haben alle Pflichten, aber noch lange nicht alle Rechte."
Was mein 'Outing' nicht schaffte, gelang diesen wenigen Worten. Die Reaktion bestand aus entsetztem Schweigen, ungläubiges Kopfschütteln und Ausdrücken der Ungerechtigkeit.
Zwar gibt es Politiker, die für die Gleichberechtigung eintreten, doch noch ist die aktuelle Regierung dagegen.
Ebenso, wie homosexuelle Paare keine Kinder adoptieren dürfen.
Und trotz dieser Einschränkungen leben wir in Deutschland noch richtig gut. In anderen Ländern Europas sieht es da noch ganz anders aus. Während in Polen zum Beispiel für die Rechte der Homosexuellen mit friedlichen! Mitteln gekämpft wird, sind die Finnen auf dem besten Weg, all ihre Rechte zu verlieren.
Der größte Homophob von allen, ist selbstverständlich - leider! - die katholische Kirche. Und das, obwohl es auch anders geht, wie Portugal letztes Jahr bewies.
Portugal ist noch voller Euphorie, sicher auch jetzt noch. Ich war noch nicht dort - obwohl es nun auf meiner Liste möglicher Urlaubsziele steht - aber ich kann mir vorstellen, dass es dort in etwa so zugeht, wie meine Frau und ich es seit acht Jahren erleben.
Hand in Hand schlenderten wir durch Moers. Ein Radfahrer fuhr an uns vorbei, drehte um und umrundete uns einmal. "Seid ihr zusammen?", fragte er. Auf unsere bejahende Antwort erklärte er: "Find ich gut", und radelte weiter.
Unsere ehemalige Vermieterin, eine Dame von über 80 Jahren, war sehr entzückt, uns als Mieter zu haben, und verriet uns, dass sie selbst seit Jahren eine Freundin habe.
Unsere Schwiegereltern nannten die jeweilige Schwiegertochter schon vor der Hochzeit ganz selbstverständlich "Tochter" und erklärten dies ebenso selbstverständlich bei Nachbarn, beim Bäcker und beim Fleischer.
Unsere Nichten und Neffen, sowie die Kinder unserer Freunde, wachsen mit uns auf. Wir, und das Bild homosexueller Paare auf der Straße, sind für sie Alltag - und das ist gut so.
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