Montag, 21. März 2011

BGE - Und ich?

Hätten wir das Bedingungslose Grundeinkommen, würde ich noch arbeiten? In welcher Form?

Diese Frage wird sich irgendwann jeder stellen, der sich intensiver mit dem Thema befasst.
Nehmen wir an, ich bekäme ab dem kommenden 1. jeden Monat 800,- Euro. Die Verfechter der verschiedenen Ideen in Verbindung mit einem Grundeinkommen rechnen zur Zeit mit 400,- bis zu 1.500,- Euro pro Person. Die Zahl ist also durchaus realistisch.
Meine Frau bekäme selbstverständlich ebenfalls 800,- Euro jeden Monat - so wie jeder andere Bürger und jede andere Bürgerin in Deutschland auch.
Zusammen hätten wir 1.600,- Euro netto. Das sind je nach Monat 300,- bis 500,- Euro mehr in der Tasche, als eine von uns zur Zeit verdient.

Es bedeutete, um Miete und Nebenkosten bräuchten wir uns keine Gedanken mehr machen. Dieses Grundbedürfnis nach einer Wohnung mit Strom, Heizung und fließendem Wasser wäre gedeckt - völlig Sorgenfrei! Das ist viel, viel mehr, als viele Bürger und Bürgerinnen in Deutschland aktuell von sich sagen können. Wie viele Menschen schieben Doppelschichten, nur um ihre Miete bezahlen zu können? Wie viele haben einen zweiten Job? Wie viele Streiten sich Tag für Tag mit einem Amt, damit sie einen Zuschuss zu ihrem Wenigverdienst erhalten, nur um ihre Wohnung halten zu können?

Mit 1.600,- Euro, die wir als Paar hätten, hätten wir sogar einen gewissen Spielraum.Wie könnten unseren Stromanbieter frei wählen, könnten auf die Stromgewinnung achten, statt auf den Preis. Wir könnten uns eine Wohnung in einem Umfeld suchen, in dem wir gerne wohnen! Ich würde nicht jeden Tag ungezählte Erdbeben  der Stärke 2,9 (oder höher!) erleben, nur weil ein Zug vorbeidonnert. Vogelgezwitscher und das Geschrei spielender Kinder wären mit so viel lieber.

Doch wie sähe es mit der Arbeit aus. Wenn wir die Wohnung schon sicher hätten und mit etwas Sparsamkeit auch nicht verhungerten, würde ich noch arbeiten?
Ja, ganz sicher sogar!
In dem Job, den ich zur Zeit ausübe?
Ganz bestimmt nicht! Oder... vielleicht... ein paar Stunden die Woche - weil ich meine Kollegen schätze, nicht etwa den Arbeitgeber. Das muss mal ganz offen gesagt werden.
Ich würde die beiden Berufe ausüben, die ich seit meiner Jugend als meine Traumberufe betrachte: Erzieherin und Schriftstellerin. Vielleicht würde ich mich erst weiterbilden, den fehlenden Teil meiner pädagogischen Ausbildung nachholen.
Was würde meine Frau machen?
Ich habe sie noch nicht gefragt, doch ich weiß, was sie nicht tun würde: Den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen, fernsehen und lesen. Ich nehme an, auch sie würde sich weiterbilden und dann einen eigenen Pflegedienst eröffnen. Da könnte sie alte, gebrechliche und kranke Menschen pflegen, wie sie es gerne möchte. Sie könnte sich alle Zeit lassen, die sie bräuchte, ohne dabei auf Vorgaben irgendwelcher Pflege- und Krankenkassen zu achten. Das ist einer ihrer Träume.

Wir beide täten etwas für die Gesellschaft. Wir versorgten die Jüngsten und die Ältesten - die Pflegebedürftigen. Wie entlasteten andere Menschen, die dadurch ihren Träumen nachgingen. Menschen, die gerne Häuser bauen oder malen, die an der Börse spekulieren oder Lebensmittel anbauen, die unterrichten oder sich bilden, die neue Ideen entwickeln oder selbige umsetzen.
Was würdest du tun?


aktuell: Kongress zum bedingungslosen Grundeinkommen in der Schweiz

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