Mittwoch, 25. Juli 2012

Eine Zukunft in Ottenstein?

Ottenstein verschwindet

Mich beschleicht das Gefühl, Ottenstein stirbt aus. Auf der Homepage der Ottensteiner Hochebene sind die Bevölkerungszahlen der letzten Jahre zu finden. Demnach lebten am 31.12.1999 1.359 Einwohner in Ottenstein. Ein Jahr später waren es schon zwei weniger. Am 31.12.2005 sind es schon nur noch 1.276 Einwohner und am 31.12.2008 nur noch 1.251. Innerhalb von nur 6 Jahren verlor Ottenstein 108 Einwohner. Damit endet auch die Statistik auf der Homepage und ich Frage mich: "Wird diese Seite einfach nur nicht mehr gepflegt oder sind die Zahlen der Folgejahre so dramatisch, dass sie besser nicht mehr der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden?"

Ganz nach dem Motto: "Wikipedia weiß alles" suche ich dort und finde immerhin die Zahlen von 1996 (aktuelle hat offenbar niemand eingetragen). Demnach zählte Ottenstein seiner Zeit noch 1.401 Einwohner.
Zusätzlich finde ich die Information, dass Ottenstein im Jahr 2001 auf Bundesebene die Goldmedaille im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft gewann. Damit wirbt die Gemeinde selbstverständlich auch auf der Homepage. Doch das ist elf Jahre her und ich frage mich: "Ist diese Werbung noch angebracht, nutzbringend und sinnvoll?"

Auch folgenden Satz finde ich bei Wikipedia: "Bis Ende 2010 war Ottenstein staatlich anerkannter Erholungsort."
Ottenstein war staatlich anerkannter Erholungsort? Und warum ist es das jetzt nicht mehr?
Diese Information weckt in mir das Gefühl, dass Ottenstein seinen Standard in Sachen Tourismus und Erholung nicht beibehielt. Ich recherchiere weiter und die Ergebnisse verhärten dieses Gefühl nur noch.

Auf der Seite www.citypopulation.de entdecke ich die Zahl 1.207 Einwohner. Außerdem lese ich, dass die Einwohnerzahl von 2005 bis 2010 um 1,11% gesunken ist. Innerhalb von 10 Jahren, von 2000 bis 2010, "verschwanden" 150 Einwohner aus Ottenstein.

Warum interessieren mich nun die Einwohnerzahlen eines im verschwinden begriffenen Flecken irgendwo in Niedersachsen?
Permakultur geht anders
Die Antwort ist einfach: Ich wohne hier. Mehr noch: Glesse, das kleine Tal der Ottensteiner Hochebene, ist zu meiner Wahlheimat geworden. Das Stückchen Land, auf dem ich erst seit knapp sechs Monaten lebe, habe ich in mein Herz geschlossen. Ich liebe diesen Wald, der das Tal zu beiden Seiten säumt und auf den ich blicke, wenn ich aus dem Fenster schaue. Ich liebe die Wiesen, die seit vielen Generationen zur Glessemühle gehören und es tut weh zu sehen, wie jemand anderes dieses Biotop nicht zu schätzen weiß.

In Anbetracht der aktuellen Situation beschäftige ich mich immer wieder mit dem Gedanken, meine Wahlheimat zu verlassen. Wir, die Lebensgemeinschaft des Projekts Medica Mentem. Raum für Gesundheit und Bildung, schauen uns nach Alternativen um. Doch immer wieder drehen sich unsere Gespräche um diese Vielzahl an Möglichkeiten, die uns dieser alte Bauernhof bietet. Wir suchen nach Lösungen für uns und für die Gemeinde.

Wir haben Ideen!


Die Räumlichkeiten des Hofes eignen sich ganz wunderbar für Seminare. Liebend gerne möchten wir Kursleiter einladen und selber Kurse geben. Unser Angebot ist vielfältig im Bereich Politik, Gemeinschaft, Kreativität, Wachstum, Garten, Gesundheit, Kinder... die Liste ließe sich weiter führen.
Das erste Hürde, die zu nehmen ist?
Die vorhandenen Räumlichkeiten befinden sich nicht in einem Zustand, in dem man gerne Seminare oder Kurse abhalten möchte. Es fehlt an Kleinigkeiten, wie Tapeten, Farbe und Dielenbrettern, um einen ersten Raum herzurichten.

Die Glessemühle war einst ein Bauernhof und den wollen wir wiederbeleben. Nach den Grundsätzen der Permakultur möchten wir im Einklang mit Tieren und Pflanzen leben, uns selbst versorgen und später den Überschuss verkaufen.
Die erste Hürde, die zu nehmen ist?
Wir hatten lediglich die Möglichkeit, das Anwesen zu mieten - und gingen diesen Mietvertrag durch Unwissenheit ein. Theoretisch gehören somit alle Erzeugnisse des Landes unserem Vermieter. Die von uns angebotene Umstellung des Mietvertrags in einen Pachtvertrag mit beiderseitigem Nutzen verweigert der Vermieter.

Die Lage der Glessemühle bietet sich geradezu als Zwischenstopp für Biker, mit und ohne Motor, und Wanderer an. Bei sonnigen Wetter genießen viele Menschen die kurvige Straße oder die schattigen Waldwege. Wir haben die Idee eines Biergartens. Ein Konzept, das auch mit geringsten Mitteln umsetzbar ist, steht bereits. Hier könnte ein neuer Anziehungspunkt für Touristen entstehen und außerdem noch Arbeitsplätze.
Die erste Hürde, die zu nehmen ist?
Der Mietvertrag wurde von unserem Vermieter gekündigt. Wir möchten das Anwesen dennoch käuflich erwerben - allerdings ohne dabei unsere Prinzipien über den Haufen werfen zu müssen. Möglichkeiten der Unterstützung gäbe es viele.

Unsere Ideen reichen noch weiter und wir bringen uns von Beginn an in die sozialen Strukturen der Gemeinde ein. Hilfe in der Nachbarschaft und Ehrenämter sind für uns selbstverständlich. Wir haben Freundschaften in der Gemeinde geschlossen, von denen uns jede einzelne wertvoll ist. Wir schaffen weitere Kontakte, nutzen dabei alle Möglichkeiten, die uns einfallen. Immer wieder kommen wir dabei positiv an, erhalten Zuspruch und ermunternde Worte. Sie helfen uns auf mentaler Ebene.
Was noch fehlt, ist passende Unterstützung im praktischen Bereich.

(Überarbeitet am 26.07.2012)

1 Kommentar:

  1. Die Ideen sind gut, aber wenn ihr so viele Hindernisse im Weg habt, dann sucht euch doch etwas, wo ihr das verwirklichen könnt ohne Mieterprobleme. Ich denke das zieht nen riesigen Schweif Probleme mit sich.
    Und so ein Biergarten ist auch ein schöner Gedanke, die Gegend ist bestimmt schön, nur kostet die Genehmigung auch nicht gerade wenig.
    Wenn die Infrastruktur generell eher schlecht ist, wird dort auch keiner oder nur sehr wenige ihre Tagunge halten wollen. Da einen Investor zu finden, wenn die Verkehrslage nicht ausreichend ist, wird wohl leider nicht einfach denke ich.
    Da könnte es einfacher sein, euch nach Alternativen weiter im Osten umzusehen, dort gibt es auch billigere und mindestens genauso schöne Höfe, die von Familien nicht mehr bewirtschaftet werden wollen weil sie in die Stadt ziehen wollen.

    Die Ideen sind ganz nett und bestimmt auch schön, aber ich sehe da bürokratische und Infrastruktur bedingte Probleme die ihr auf lange Sicht nicht bewältigen könnt wenn das jetzt schon so anstengend ist.

    LG

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